Informationsveranstaltung Mobilitätskonzept
Maßnahmenkatalog vorgestellt
Am Mittwochabend, 15. November 2023 hat eine weitere Informationsveranstaltung zum Mobilitätskonzept für die Einwohnerschaft stattgefunden, bei der ein konkreter Maßnahmenkatalog zur Mobilitätsverbesserung in Winterbach präsentiert wurde. Vorab hatte sich der Gemeinderat mit dem Maßnahmenpaket befasst und die einzelnen Handlungsfelder festgelegt. Vorgesehen ist, dass der Gemeinderat noch im Dezember 2023 den Beschluss über das Mobilitätskonzept fassen wird. Anschließend soll das Maßnahmenpaket nach und nach umgesetzt werden.
Bereits im März hatte eine erste Informationsveranstaltung stattgefunden, bei welcher das mit der Erstellung des Mobilitätskonzeptes beauftragte Ingenieurbüro für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, gevas humberg & partner, die Ergebnisse der Verkehrserhebungen sowie der Haushaltsbefragungen aus dem vergangenen Jahr präsentiert hatte. Auch am Mittwoch vergangener Woche fanden sich wieder zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Lehenbachhalle ein, um sich einerseits zu informieren und andererseits, um mit den Verkehrsplanern und der Gemeindeverwaltung ins Gespräch zu kommen.
Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Sven Müller gab Harald Spath, Geschäftsführer des Ingenieurbüros, zunächst einen Überblick über die Ausgangssituation, die Ergebnisse aus der Haushaltsbefragung und die Verkehrsanalyse der Experten. Dabei hatte sich gezeigt, dass im Binnenverkehr der Anteil des Fuß- und Radverkehrs (40 bzw. 27 Prozent) bereits sehr hoch ist. Während außerdem der Anteil des „echten Durchgangsverkehrs“, also die Gesamtzahl aller Fahrzeuge, die nach Winterbach hinein- und direkt wieder herausfahren, mit nur 11 Prozent sehr gering ist, beginnen oder enden 89 Prozent aller Autofahrten in Winterbach. In diesem sogenannten Quell- und Zielverkehr gibt es sehr viele Ein- und Auspendler. Hier seien die Möglichkeiten zur Verkehrsreduktion eher gering, fasste Harald Spath unter der Frage „Wie steht Winterbach eigentlich da?“ zusammen. Generell sei im Kfz-Verkehr in der Gemeinde „kaum Spielraum für direkte, größere Veränderungen“, machte der Verkehrsexperte deutlich. Auch eine Westumfahrung, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder kontrovers diskutiert worden war, hätte angesichts des geringen Durchgangsverkehrs „keine große Bedeutung“.
Während über die Gemeindegrenzen hinweg hauptsächlich der Radverkehr attraktiver gestaltet werden könne, seien innerorts Veränderungen möglich über eine Attraktivitätssteigerung des Umweltverbundes (d.h. Angebote für den Fuß- und Radverkehr, den ÖPNV und alternative Mobilitätsformen) sowie über eine Verbesserung der Sicherheit für den Fuß- und Radverkehr.
Vorgestellt wurden hierzu am 15. November folgende Maßnahmenvorschläge:
Fußverkehr:Zusätzliche Querungshilfen sollen die Sicherheit und den Komfort beim Zu-Fuß-Gehen erhöhen. Vorgesehen ist ein neuer Zebrastreifen in der Falkenstraße bei der Lehenbachschule. Weitere neue Zebrastreifen sollen in der Schorndorfer Straße und im Oberdorf folgen. Außerdem soll der Raiffeisenplatz am Kinderhaus Lerchenstraße umgestaltet werden, sodass besser erkennbar ist, an welchen Stellen die Straße überquert werden kann und soll. In der Ostlandstraße ist an der Einmündung Langer Weg ein Überweg mit Ampel geplant. Eine Erhöhung der Sicherheit für die Fußgänger sollen zudem eine Verbesserung der Beleuchtung und /oder zusätzliche Warnschilder oder Blinklichter an den bestehenden Zebrastreifen in der Engelberger Straße und unter der Bahnbrücke bringen. Die Knotenpunkte im Fußgängerverkehr sollen sukzessive barrierefrei ausgebaut werden. Außerdem könnte mit einer neuen Fuß- und Radverkehrsbrücke über die Rems im Bereich von Remsstraße und Jägerstraßen künftig eine direkte Fuß- und Radwegeverbindung zwischen den beiden Wohn- und Gewerbegebieten beidseits der Rems geschaffen werden. Denn bislang sind mit der Brücke Ritterstraße und der direkt angrenzenden Struvebrücke lediglich zwei innerörtliche Remsquerungen vorhanden.
Radverkehr:Zur Verbesserung der Nord-Süd-Verbindungen schlägt das Ingenieurbüro vor, die Hauptstraße parallel zur Ortsdurchfahrt zu einer Fahrradstraße zu machen. Dies bedeutet u.a., dass Fahrradfahrende nebeneinander fahren dürfen und Kraftfahrzeuge sich einordnen müssen. Weil die Straße hierfür eine bestimmte Fahrbahnbreite benötigt, müssten allerdings einige Parkplätze wegfallen. Auf der Ost-West-Verbindung könnte es ebenfalls Fahrradstraßen auf der geplanten Trasse für den Radschnellweg durchs Remstal geben. Mit Markierungen an den Einmündungen anderer Straßen, Piktogrammen (Fahrrad-Zeichen auf dem Asphalt) sowie Fahrradschutzstreifen (bergauf zwischen Oberdorf und Ortsschild sowie in Engelberg bergauf bis zur Einmündung des Sandwegs) soll die Sicherheit im Gemeindegebiet erhöht werden. Der Radweg zwischen Winterbach und Engelberg soll durchgängig verbreitert und der weitere Weg nach Manolzweiler erneuert und durchgehend asphaltiert werden. Als weitere Maßnahme wurde vorgeschlagen, die Einbahnstraßen in der Lerchenstraße und der Wiesenstraße in Gegenrichtung für den Radverkehr freizugeben.
ÖPNV:Neben einer Verbesserung der Barrierefreiheit beim Einstieg in die S-Bahn (seitens der Bahn bereits geplant) ist im Rahmen des Mobilitätskonzepts eine zusätzliche Bushaltestelle im östlichen Bereich der Schorndorfer Straße geplant. Außerdem wurde die Einrichtung eines eigenständigen innergemeindlichen Bürgerbusses oder Bürgermobils vorgeschlagen, mit zwei Linien: von Manolzweiler über Engelberg bis zum Bahnhof sowie zwischen Raiffeisenplatz und Bahnhof über die Wohngebiete im Süden, Norden und Westen. Dafür bräuchte es neben der Finanzierung allerdings ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer.
Ruhender Verkehr:Für die Stellplätze am Marktplatz sieht das Mobilitätskonzept eine Reduzierung der Höchstparkdauer auf 60 min. vor. Dadurch soll die Auslastung der aktuell nur gering bis mittel ausgelasteten Tiefgarage (Höchstparkdauer 2,5 Stunden) erhöht werden. Die Ergebnisse der Parkraumerhebung hatten gezeigt, dass die Auslastung der öffentlichen, ausgewiesenen Parkplätze im Bereich der Ortsmitte und im Umfeld insgesamt nie höher lag als 79 Prozent. Lediglich rund um das Rathaus und die Geschäfte entlang der Straße Im Oberdorf sind die Stellplätze zu Spitzenzeiten ausgelastet. Bestehende Parkverbote sollen mittels Grenzflächenmarkierung („Zick-Zack-Linie“) verdeutlich und ggf. verlängert werden überall dort, wo Kreuzungsbereiche immer wieder durch parkende Fahrzeuge blockiert werden. Durch die Einrichtung von Fahrradstraßen sowie im Bereich von Querungshilfen sieht das Konzept auch einen Entfall von einzelnen Stellplätzen in der Hauptstraße sowie im Oberdorf vor, wie Harald Spath deutlich machte.
Fließender Verkehr:Zur Reduzierung der Lärm- und Schadstoffemissionen und zur Erhöhung der Sicherheit werden im Konzept verschiedene Geschwindigkeitsreduzierungen vorgeschlagen: Dazu gehören Tempo 30 für die Schorndorfer Straße, für einen Abschnitt der Bachstraße sowie die Ortsdurchfahrten von Manolzweiler und Engelberg und für kleinere Stichstraßen in Wohngebieten, wo bislang Tempo 50 gilt (Am Pflaster, Engelberger Straße, Raingärten, Otto-Gruoner-Weg und Rosenstraße). Für die Ostlandstraße und die Engelberger Straße (von Winterbach bis zur Spitzkehre) soll eine Beschränkung der zulässigen Geschwindigkeit von derzeit 70 km/h auf 50 km/h beim Landratsamt beantragt werden. Westlich von Manolzweiler ist eine Absenkung von 100 auf 70 angedacht. Eine ausbremsende Wirkung soll außerdem durch bauliche Maßnahmen (Verschwenkung der Fahrbahn/Mittelinseln) an den Ortseingängen von Manolzweiler, Engelberg (Süd) und Winterbach (Süd) erreicht werden.
Gestärkt werden sollen außerdem alternative Mobilitätsangebote durch zusätzliche Ladesäulen für Elektrofahrzeuge sowie den bereits geplanten Ausbau des Car-Sharings durch den Verein StadtMobil.
Bürgermeister Sven Müller machte mit Blick auf die vorgestellten Maßnahmenvorschläge deutlich, dass das Mobilitätskonzept ein langfristiges Programm darstellt und den Zeitraum bis zum Jahr 2040 umfasst. Ein Beschluss über das Gesamtkonzept soll im Dezember folgen. Jede Maßnahme muss darüber hinaus im Gemeinderat beschlossen werden, die Umsetzung einzelner Maßnahmen sowie der jeweilige Zeithorizont wird dabei auch eine Frage der Finanzierbarkeit sein. Darüber hinaus braucht die Gemeinde für bestimmte Maßnahmen wie z.B. Geschwindigkeitsreduzierungen die Zustimmung des Landratsamts. „Das ist das, was wir umsetzen wollen. Das heißt aber noch nicht, dass wir jede Maßnahme umsetzen werden“, stellte der Bürgermeister klar. Insgesamt seien für das Jahr 2024 bereits 300.000 Euro im Haushalt für Maßnahmen aus dem Mobilitätskonzept vorgesehen, u.a. die Einrichtung der zusätzlichen Zebrastreifen soll zügig umgesetzt werden.
Die Präsentation des Maßnahmenkonzepts finden Sie hier (PDF-Datei).