Neues Konzept für die Mobilität
Ergebnisse aus Verkehrserhebungen und Haushaltsbefragung bei Informationsveranstaltung am 29. März vorgestellt und diskutiert
Am Mittwoch, 29.03.2023 hat in der Lehenbachhalle eine gut besuchte Informationsveranstaltung zum Thema Mobilitätskonzept 2035 stattgefunden. Das mit der Erstellung des Mobilitätskonzeptes beauftragte Ingenieurbüro für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, gevas humberg & partner, präsentierte die Ergebnisse der Verkehrserhebungen sowie der Haushaltsbefragungen aus dem vergangenen Jahr. Zwischen den einzelnen Themenblöcken sowie im Anschluss hatten die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, mit den Verkehrsplanern und der Gemeindeverwaltung ins Gespräch zu kommen. Die Experten beantworteten Fragen und nahmen weitere Ideen und Hinweise für das Mobilitätskonzept 2035 mit auf. Bis Jahresende soll ein Konzept für die Gemeinde Winterbach erarbeitet werden, das den Anforderungen an eine klimafreundliche Mobilität gerecht wird, die Verkehrssicherheit verbessert und die Winterbacher Straßen und Wege attraktiver für Fußgänger und Radfahrer machen kann.
Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Sven Müller stellte Harald Spath, Geschäftsführer des Ingenieurbüros die Ergebnisse aus den Verkehrszählungen, der Parkraumerhebung sowie der großen Haushaltsbefragung der Einwohnerschaft in Winterbach vor. Besonders erfreulich: Im letzten Jahr hatten sich 25 Prozent aller Winterbacher Haushalte (über 800 Haushalte) an der Haushaltsbefragung beteiligt. Damit war der Rücklauf deutlich höher als dies bei solchen Befragungen üblich sei, so Harald Spath. Dank dieser sehr guten Rücklaufquote könne man, so Spath, bei der Betrachtung der Ergebnisse von einer „statistischen Sicherheit“ sprechen. Positiv ist auch, dass über 60 Prozent des Binnenverkehrs im Ort emissionsfrei sind, da die Wege zu Fuß (40 Prozent) oder mit dem Rad (27) zurückgelegt werden. Sven Müller zeigte sich „froh und stolz, dass die Gemeinde schon heute vorne mit dabei“ sei, was den Anteil des innerörtlichen Fuß- und Radverkehrs anbelange. Darauf dürfe man sich allerdings nicht ausruhen, so der Bürgermeister. Insgesamt nutzen 49 Prozent der Winterbacher das Auto als Hauptverkehrsmittel, vorwiegend zu Fuß unterwegs sind 20 Prozent und mit dem Rad 21 Prozent. 9 Prozent nutzen hauptsächlich die Bahn und lediglich 1 Prozent den Bus als Hauptverkehrsmittel.
Überraschend war die Erkenntnis, dass der Anteil des Durchgangsverkehrs, also die Gesamtzahl aller Fahrzeuge, die nach Winterbach hinein- und direkt wieder herausfahren, mit nur 11 Prozent sehr gering ist. „Der ganze andere Verkehr ist hausgemacht“, sagte Harald Spath mit Blick auf den sogenannten Quell- oder Zielverkehr: 89 Prozent aller Autofahrten beginnen oder enden in Winterbach, Quelle und Ziel sind zum Beispiel Wohn- oder Arbeitsort, wie der Geschäftsführer der gevas humberg & partner erläuterte. Insgesamt hat eine Verkehrserhebung im Sommer 2022 in Winterbach ergeben, dass täglich mehr als 39.000 Fahrzeugbewegungen im Gemeindegebiet stattfinden, ein großer Teil davon mit 16.000 bis 17.000 Fahrzeugen pro Tag auf der Ortsdurchfahrt. Doch nicht der Durchgangsverkehr, sondern vielmehr die Winterbacher selbst bzw. die bei den hiesigen Firmen beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sorgen für volle Straßen. Und der Verkehr könnte - mit dem derzeitigen Mobilitätsverhalten - mit Entwicklung neuer Baugebiete bis 2040 sogar noch zunehmen, wie die Prognose des Ingenieurbüros zeigt. Es besteht also Handlungsbedarf.
Teil der Verkehrserhebung war auch eine Untersuchung des ruhenden Verkehrs. Die Ergebnisse der Parkraumerhebung zeigten, dass die Auslastung der öffentlichen, ausgewiesenen Parkplätze im Bereich der Ortsmitte und im Umfeld insgesamt nie höher lag als 79 Prozent. Es sei deshalb „eigentlich keine Überlastung“ festzustellen, so Harald Spath. Zwar sind einzelne Stellplätze im bewirtschafteten Parkraum zu Spitzenzeiten ausgelastet, insbesondere rund um das Rathaus und die Geschäfte entlang der Straße Im Oberdorf. Gleichzeitig gebe es aber zahlreiche freie Plätze in der Tiefgarage am Bahnhof. Neben möglichen Vorbehalten gegenüber einer Tiefgarage zeige sich, dass viele Autofahrer so nah an ihr Ziel heranfahren wollen, wie es nur irgendwie geht. Bürgermeister Sven Müller zeigte sich nicht überrascht von der Situation beim bewirtschafteten Parkraum. Ohne die Langzeitparker, die teilweise deutlich länger als erlaubt auf den ausgewiesenen Stellplätzen parken würden, sei die Gemeinde Winterbach mit einer Auslastung der Parkplätze von 60 bis 65 Prozent „gut aufgestellt“.
Im Anschluss an die Vorstellung der Ergebnisse nutzten die anwesenden Einwohnerinnen und Einwohner in einer offenen Frage- und Diskussionsrunde die Möglichkeit, Mobilitätsthemen anzusprechen und ihre Anregungen und Hinweise mit in den weiteren Prozess einzubringen. Darüber hinaus wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung dazu aufgerufen, konkret Auskunft zu geben zu der Frage „Welches ist Ihrer Meinung nach das größte Mobilitäts-Problem in der Gemeinde Winterbach?“ und „Welche konkrete Maßnahme erachten Sie am wichtigsten, um das Problem zu verbessern?“. Die schriftlich abgegebenen Rückmeldungen werden nun ausgewertet und fließen in die weiteren Überlegungen mit ein. Im Herbst wird es eine zweite Informationsveranstaltung für die Einwohnerschaft geben, bei der es um die Erstellung eines konkreten Maßnahmenkatalogs zur Mobilitätsverbesserung in Winterbach gehen wird. Vorab wird sich der Gemeinderat mit dem Mobilitätskonzept befassen und die Handlungsfelder festlegen. Vorgesehen ist, dass ein Beschluss über das Mobilitätskonzept 2035 bis zum Jahresende gefasst wird. Anschließend soll das Maßnahmenkonzept nach und nach umgesetzt werden.
Die Präsentation der Ergebnisse aus den Verkehrserhebungen und der Haushaltsbefragung finden Sie hier (PDF-Datei).